MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Liegen die Nerven blank beim Wiener Stadtschulrat, dass man MO-Autorin Clara Akinyosoye keine Erlaubnis für ein Gespräch mit einer Lehrerin oder auch nur einen Schulbesuch erteilte? Oder hat es mit der Unruhe, von der die Schul- und Bildungsdebatte schon seit längerem getragen ist, nichts zu tun und es war nur Zeitnot, dass man sie zwar hingehalten, aber nie zurückgerufen hat? Egal, unsere Autorin führte dennoch aufschlussreiche Gespräche, wenn auch anonym und bei spürbarer Verunsicherung der LehrerInnen. Es scheint, als würde der politische Druck direkt auf die Lehrkräfte weitergegeben werden. Die Frage, die uns in diesem Dossier besonders interessiert, ist, wie sehr sich angesichts heftig diskutierter Probleme der Schulbetrieb tatsächlich Richtung Realität angenähert hat. Wurden die Volksschullehrerinnen für Schulklassen mit – speziell in Wien – teils hohem Migrationsanteil mit Kompetenzen und Ressourcen ausgestattet – oder eher alleingelassen? Und wie sieht es mit der Chancengleichheit aus, wird Bildung – so wie etwa Vermögen – auch weiterhin vererbt? Es scheint, als hätte sich der Konservativismus der österreichischen Politik (erst schauen, was Deutschland macht), durchgesetzt. Es wird viel und emotional diskutiert, dafür wenig umgesetzt, egal ob Gesamtschule oder Team Teaching. So könnte man es auf den Punkt bringen. In einem Streitgespräch in dieser MO-Ausgabe merkt der Soziologe Kenan Güngör an, dass die hiesige Bildungsdiskussion (im Vergleich zu Deutschland) derart ideologisch geführt wird. Das versteht Güngör nicht. Wir auch nicht.
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell
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